Das Stahlsche Zeitmodell beschreibt im Rahmen der Spieltehorie, wie sich die Auszahlungen in Verhandlungen verringern, je länger sie dauern. Die Spieler erhalten in jeder Runde, in der sie sich einigen, eine feste Auszahlung. Wenn sie sich früh einigen, ist die Gesamtauszahlung höher, da alle verbleibenden Runden berücksichtigt werden. Verzögert sich die Einigung, sinkt die Auszahlung entsprechend der verbleibenden Perioden. Das Modell eignet sich für Verhandlungen mit einer begrenzten Anzahl an Runden und betont den Anreiz, eine Einigung möglichst früh zu erzielen. (vgl. Holler/Illing/Napel 2019, S. 270 ff.)
Beispiel: Ein Unternehmen und ein Gewerkschaftsvertreter verhandeln über Lohnerhöhungen für die nächsten drei Jahre. Pro Jahr, in dem sie sich einigen, wird ein Bonus von 1.000 Euro aufgeteilt. Einigen sie sich in der ersten Runde, gibt es 3.000 Euro zu verteilen. Verzögert sich die Einigung bis zur zweiten Runde, sinkt der Gesamtbetrag auf 2.000 Euro, und in der dritten Runde bleiben nur noch 1.000 Euro übrig. Beide Parteien haben einen Anreiz, schnell eine Einigung zu finden, um den maximalen Bonus zu sichern.
Holler, M. J.; Illing, G.; Napel, S. (2019): Einführung in die Spieltheorie. 8. Auflage. Berlin: Springer Gabler